MACD

Der MACD (Moving Average Convergence/Divergence) wurde Ende der siebziger Jahre (des vergangenen Jahrhunderts) von Gerald Appel erfunden und ist einer der beliebtesten Instrumente der technischen Analyse geworden.

Laut Gerald Appel ist „der MACD ein Indikator für alle Zeitebenen. Mit Monatsdaten kann er zur Analyse längerfristiger Börsentrends herangezogen werden, mit Wochen- oder Tagesdaten für mittel- und kürzerfristige Trends und mit Intraday-Daten sogar für stündlichen oder minütliche Marktentwicklungen. Damit ist er auch für den kurzfristigen Tageshandel geeignet. Der Indikator ist häufig in der Lage, genaue Signale für den Marktein- und ausstieg zu geben. Eine seiner stärksten Eigenschaften ist seine Fähigkeit, das nahende Ende größerer mittelfristiger Kursrückgänge festzustellen, die zugleich auch günstige Zeitpunkte für den Markteintritt darstellen.

Der MACD ist ein Indikator für alle Zeitebenen und für alle Märkte.

Die Unterscheidung zum Price Oscillator liegt im Verfahren der Durchschnittsberechnung und der Art der Signalerzeugung, sonst gelten dieselben Regeln. Statt arithmetischer Durchschnitte, werden beim MACD exponentielle Durchschnitte verwendet.

Berechnung

Abbildung 1 zeigt den grundlegenden Aufbau und die zugrunde liegende Idee des MACD Indikators anhand des Kursverlaufs des DAX.

Zur Berechnung des MACD werden zwei exponentielle gleitende Durchschnitte (EMA) verwendet. In der Standardeinstellung 12 Perioden (gepunktete Linie) und 26 Perioden (durchgezogene Linie). Der kürzere EMA verläuft naturgemäß viel dichter am aktuellen Kurs als der längere EMA. Im ersten Berechnungsschritt wird nun die Differenz gebildet: kürzerer EMA abzüglich längerer EMA. Im Abwärtstrend (kurzer EMA verläuft unter langem EMA) eine negative Zahl, im Aufwärtstrend (kurzer EMA über langem EMA) eine positive Zahl. Kreuzen sich die beiden EMA’s, durchläuft die MACD-Linie die Nulllinie. In einem separaten Fenster wird diese Differenz als MACD Linie (schwarze Linie) abgebildet. Im zweiten Berechnungsschritt wird die MACD-Linie mit einem weiteren EMA geglättet. In der Standardeinstellung 9 Perioden. Diese Linie wird Signallinie oder Trigger (rote Linie) genannt und in das separaten Fenster mit der MACD-Linie gezeichnet.

Abbildung 1

Wie man in Abbildung 1 sehen kann, nähern sich die beiden EMA’s im Kursverlauf zeitweise an (Konvergenz) und laufen dann wieder auseinander (Divergenz) – daher der Name des Indikators Moving Average Convergence/Divergence.

Appel schlägt für die Wahl der Periodenlänge vor, dass der längerfristige Durchschnitt zwei- bis dreimal so lange sein soll wie der kürzerfristige Durchschnitt. Je kürzer der Durchschnitt, desto empfindlicher reagiert der MACD auf Marktschwankungen.

  • Formel:
\( MACD^{n,m}_t=GD_{t}^{exp.,n}(C)-GD_{t}^{exp.,m}(C) \)

Interpretation

Der MACD liefert klare Signale hinsichtlich der Trendrichtung und der Trendstärke mit Überkauft-/Überverkauft-Zonen, er generiert Kauf- und Verkaufssignale und er liefert Signale für einen möglicherweise bevorstehenden Trendwechsel.

Doch der Reihe nach:

Trendrichtung: Ein steigender MACD zeigt einen Aufwärtstrend an, ein fallender MACD zeigt einen Abwärtstrend an.

Trendstärke: Der Abstand des MACD von der Mittellinie gibt Hinweise auf die Stärke des Trends. Die Trendstärke erhöht sich, je weiter sich der MACD von seiner Mittellinie entfernt. Nähert sich der MACD der Mittellinie an, wird der Trend schwächer. Ein sehr großer Abstand weist auf Überkauft-/Überverkauft-Phasen hin. Da der MACD nicht in einer festen Skala von z.B. 0-100 wie der RSI oder die Stochastik angezeigt wird, muss der Begriff „sehr großer Abstand“ über den historischen Kursverlauf definiert werden.

Ein Kaufsignal wird generiert, wenn die MACD-Linie die Richtung von abwärts gerichtet nach aufwärts gerichtet ändert.
Ein Verkaufssignal wird generiert, wenn die MACD-Linie die Richtung von aufwärts gerichtet nach abwärts gerichtet ändert.

Die Bestätigung des Kauf- bzw. Verkaufsignals erfolgt, wenn die MACD-Linie die Signallinie kreuzt:

Die generelle Regel lautet: Kreuzt die MACD-Linie die Signallinie von unten nach oben, wird das Kaufsignal bestätigt.
Kreuzt die MACD-Linie die Signallinie von oben nach unten, wird das Verkaufsignal bestätigt.

Abbildung 2

In Abbildung 2 ein Kaufsignal: Die – zögerliche – Richtungsänderung der MACD-Linie und dann das Kreuzen der MACD-Linie mit der Signallinie von unten nach oben.

Trendwechsel: Der MACD bildet häufig vor bevorstehenden Trendwechseln Divergenzen zum Kursverlauf aus. In Abbildung 3 dargestellt ist der Kursverlauf des DAX. Dieser bildet immer höhere Hochs aus, der MACD schafft es jedoch nicht, dieses Aufwärstmomentum ebenfalls in neue Hochs umzusetzten – der MACD fällt. Diese negative Divergenz weist darauf hin, dass ein Trendwechsel möglicherweise bevorsteht. Der ansteigende Keil weist ebenso auf einen möglichen Trendwechsel hin, welcher dann auch geradezu mustergültig mit einer langen schwarzen Kerze vollzogen wurde.

Abbildung 3

Gerald Appel schlägt in seinem Buch vor, unterschiedliche Einstellungen für Käufe und für Verkäufe zu verwenden, da die Kurse in der Regel wesentlich schneller fallen als dass sie ansteigen. Eine schnellere (= kürzere Ema’s) für Käufe und eine langsame (= längere EMA’s) für Verkäufe.

Für ein „günstiges oder nur mäßig negatives Börsenklima“ schlägt er für Kaufsignale eine Einstellung von 12-26 vor, für die Verkaufsignale 19-39. Während „starker Trendphasen“ kann für die Kaufsignale anstelle der 12-26 Kombination eine empfindlichere, zum Beispiel 6-19, verwendet werden. Für die Verkaufsignale bleibt es bei der 19-39 Kombination. In „sehr schwachen oder seitwärts gerichteter Trends“ kann für Kauf- und Verkaufsignale die Standardeinstellung 12-26 verwendet werden.

Appel weist ebenfalls darauf hin, dass auf MACD-Signale eher Verlass ist, wenn „die kürzerfristigen MACD-Signale durch längerfristige Markttrends bestätigt werden“. Kaufsignale im Tageschart sollten in den übergordneten Zeitfenstern durch wöchentliche und monatliche MACD-Signale bestätigt werden. Gleiches gilt für Signale auf der Shortseite.

MACD Histogramm

Beim MACD Histogramm wird der Abstand vom MACD und seiner Signallinie berechnet. Schneidet der MACD die Signallinie so hat der MACD Histogram den Wert Null, ähnlich wie beim Price Oscillator.

  • Formel:
\( MACDHist^{n,m,x}_t = MACD^{n,m}_t (C)- GD_{t}^{exp,x} (MACD^{n,m} (C) ) \)

MACD Momentum Oscillator

Der MACDMO gibt die Steigung der MACD-Linie wieder.

  • Formel:
\( MACDHistMom^{n,m,x,y}_t= MACDHist^{n,m,x}_t-MACDHist^{n,m,x}_{t-y} \)

 

\( MACDMO_t= GD^{arith,z}_t (MACDHistMom^{n,m,x,y}) \)

Literatur

“TECHNICAL ANALYSIS: POWER TOOLS FOR ACTIVE INVESTORS” by Gerald Appel, published by Pearson Education
In deutscher Übersetzung “POWERTOOLS FÜR DIE TECHNISCHE ANALYSE” erschienen im Finanzbuchverlag.

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